Lymphödem: „Häufig – jedoch zu selten erkannt und therapiert“

Lymphödem: „Häufig – jedoch zu selten erkannt und therapiert“

Ende September ging die große Jahrestagung der Österreichischen Lymph-Liga (ÖLL) im LKH Steyr sehr erfolgreich über die Bühne.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Dr. Harald Schöffl, Vorstandsdirektor Gespag OÖ und dem Gastgeber Prim. Dr. Franz Lettner, Vorstand des Instituts für Physikalische Medizin im LKH Steyr sowie dem Präsidenten der österreichischen Lymph-Liga ao.Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna, Leiter der Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin am AKH Wien.

Vorträge und Workshops

Vorstandsdirektor Harald Schöffl verwies darauf, dass die neue Gesundheitsholding ÖO zu den größten Ausbildnern für Gesundheitsberufe in Österreich zählt.

In den Vorträgen und Workshops ging es unter anderem um die Ausbildung von Ärzten und Therapeuten, um die richtige Diagnose „Lymphödem“ unter dem Motto „häufig – jedoch selten erkannt“ stellen zu können. Ein weiterer Schwerpunkt war die unumgängliche Therapie für diese chronische Krankheit, die „Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)“, die immer wieder als „Goldstandard“ in der Behandlung angeführt wurde.

Weiters wurden auch neue innovative Therapien, wie die Stoßwellentherapie vorgestellt.

Zweikassenmedizin

Die Vizepräsidentin der Lymph-Liga, Dr. Melanie Wohlgenannt aus Innsbruck, referierte zu dem von ihr erstellten Qualitätsbericht, der eine Menge Mängel in Diagnose und Therapie aufzeigt. Einerseits sind diese auf die unzureichende Ausbildung zurückzuführen und andererseits auf die lückenhafte Kostenerstattung der notwendigen Therapie. Es werden ambulante KPE – Intensivtherapien nicht kontinuierlich verordnet und bewilligt. Die Therapiepausen verschlechtern massiv den Zustand der Ödeme. Die laufenden Therapien aus der eigenen Tasche zu berappen, ist für viele Patientinnen und Patienten nicht möglich. „Einem Lymphpatienten die KPE wegzunehmen hat auf das Krankheitsbild genauso negative Auswirkungen, wie wenn man einem Diabetiker das Insulin wegnehmen würde. Es ist eine Zweikassenmedizin“, verlieh Dr. Wohlgenannt dieser Schieflage Nachdruck.

In dieselbe Kerbe schlug Prim. Franz Lettner, indem er sein Unverständnis äußerte, dass sehr oft – manchmal zu oft – teure Medikamente verschrieben bzw. bewilligt würden, eine erforderliche physikalische Therapie – wie beim Lymphödem – hingegen verwehrt wird. Hier müssen auch die betroffenen Berufsgruppen noch viel Aufklärungsarbeit bei allen beteiligten Stellen, wie den Krankenkassen, leisten.

„Häufig – jedoch zu selten erkannt und therapiert“, ist das Lymphödem noch immer eine Krankheit, die zu wenig Beachtung in unserer Gesellschaft findet. Es gibt 150.000 Betroffene – meistens Frauen, die unter dieser chronischen Krankheit leiden.

Die Modebloggerin und selbst Betroffene, Caroline Sprott, machte den Ödempatienten Mut unter anderem indem sie auf die Wichtigkeit der Psyche verwies und in diesem Zusammenhang auf die Bewegung, die dem Geist guttut. Ihr Vorredner Timothy Hasenöhrl von der Universitätsklinik Wien unterstrich mit einer Untersuchung die positiven Auswirkungen von Krafttraining und Bewegung auf den Krankheitsverlauf beim Lymphödem.

25 Jahre ÖLL

Der langjährige Präsident und „Vater“ der Österreichischen Lymph-Liga Dr. Walter Döller, spannte anlässlich des 25jährigen Bestehens einen Bogen vom Beginn bis heute über die Arbeit der Lymph-Liga und schloss mit den Worten: „Es gibt noch viel zu tun“! Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung wurde mit diesem Kongress getan, denn sowohl Teilnehmer als auch die Veranstalter waren sich einig, dass dadurch Oberösterreich kein lymphologisches Niemandsland mehr ist.

Alle Vorträge sind demnächst auf Freies Radio Freistadt nachzuhören: https://cba.fro.at/station/freies-radio-freistadt

Die nächste Jahrestagung der Österreichischen Lymph-Liga als Kongress findet im Herbst 2021 in Wien statt.